Das mathematische Berlin - historische Spuren und aktuelle Szene by Berlin Story Verlag
Autor:Berlin Story Verlag
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: Berlin Story Verlag
veröffentlicht: 2013-06-20T22:00:00+00:00
Zu Ehren von Sofja Kovalevskaja kam 1996 in Russland die Sonderbriefmarke mit ihrem Porträt heraus.
Von einer Reise nach Frankreich 1891 kehrte Sofja stark erkältet nach Stockholm zurück und verstarb kurz danach an einer schweren Lungenentzündung. Mit 41 Jahren war sie gerade auf dem Höhepunkt ihres mathematischen Ruhms angelangt. Ihre letzten Worte waren: »Zuviel Glück.«
KURT HENSEL
Kurt Hensel entstammte einer Familie, die fast 200 Jahre die Berliner Kultur und Geschichte prägte. Er kam 1861 in Königsberg (heute Kaliningrad/Russland) als der jüngere Sohn und viertes von fünf Kindern des ostpreußischen Gutsbesitzers Sebastian Hensel zur Welt. Dessen Eltern waren die Komponistin und Pianistin Fanny Hensel, geborene Mendelssohn-Bartholdy und der Kunstmaler Wilhelm Hensel aus Berlin; Kurt war also ein Ururenkel von Moses Mendelssohn. Da passte es natürlich gut, dass sein älterer Bruder Philosoph und er selbst Mathematiker wurden. Außerdem hatten die Kinder das musikalische Talent ihrer Großmutter geerbt. Seine Kindheit verbrachte Kurt auf dem elterlichen Gut in der Nähe von Königsberg, wo er Privatunterricht erhielt. Als er neun Jahre alt war, verkaufte sein Vater den Landsitz und nahm eine Stelle als Direktor einer Baugesellschaft in Berlin an.
In Berlin besuchte Hensel das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Sein Mathematiklehrer war Karl Schellbach, der seinen talentierten Schüler schnell für die Mathematik begeistern konnte. So gab es keinen Zweifel daran, dass Hensel Mathematik studierte, und zwar überwiegend an der Berliner Universität, aber zwischendurch auch zwei Semester in Bonn. Zu seinen Lehrern gehörten Weierstraß, Borchardt und insbesondere Kronecker, der ihn nachhaltig beeinflusste und förderte. Hensel war einer der wenigen Studenten, die Kroneckers schwierigen Vorlesungen vollständig folgen konnten. Nach seiner Promotion 1884 bei Kronecker war Hensel so erschöpft, dass er seine Forschung einige Zeit unterbrechen musste. Er überbrückte diese Periode mit Reitstunden und der ihm von Kronecker empfohlenen Lektüre der damals gerade erscheinenden Karl-May-Romane. 1886 habilitierte sich Hensel, ebenfalls bei Kronecker. Anschließend wirkte er als Privatdozent in Berlin und wurde hier auch schon zum (außerordentlichen) Professor ernannt. Aus dieser Zeit stammt sein Konzept der p-adischen Zahlen in der Zahlentheorie.
Hensel heiratete 1887 in Berlin Gertrud Hahn, die Tochter von Kurt Hahn (Begründer der Erlebnispädagogik und Mitgründer des Internats Schloss Salem). Aus dieser Ehe gingen vier Töchter und ein Sohn hervor. Eine der Töchter wurde die Mutter des englischen Mathematikprofessors Walter Hayman, der am Imperial College in London lehrte und die Mathematikolympiade in Großbritannien begründete.
1901 nahm Hensel den Ruf auf einen Lehrstuhl an der Universität Marburg an. Er erhielt in jener Zeit viele weitere Angebote, blieb aber zeitlebens in Marburg. Nach seiner Emeritierung 1930 lebte er sehr zurückgezogen und starb 1941 an einem Herzinfarkt.
Hensel war von 1903 bis 1936 Herausgeber von Crelles Journal. Außerdem widmete er viele Jahre seines Lebens der Publikation von Kroneckers gesammelten Werken und Vorlesungen. Nach ihm benannt sind das Henselsche Lemma sowie die Henselschen Ringe und Körper.
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